Rassistische Diskriminierung im Fussball & präzise formulierte Forschungsfragen

Mit leichter Verspätung kommt hier unsere Themenfolge zur EURO2020. Das verspricht vielleicht zu viel, um Fussball geht es nämlich eigentlich nur exemplarisch, konkret um die Frage, ob Schiedrichter:innen bei der Vergabe von roten Karten nach der Hautfarbe diskriminieren.

In Wahrheit dreht sich die ganze Folge um die Bedeutung der sorgfältig formulierten Fragestellung in sozialwissenschaftlicher Forschung: Im Nähkästchen besprechen wir, wie man deren Relevanz Studierenden vermitteln kann und das Papier der Woche beschäftigt sich mit der Bedeutung der Forschungfrage für empirische Ergebnisse.

Auspurg & Brüderl (2021) nehmen Bezug auf ein Crowdsourcing-Research Projekt von Silberzahn et al. (2018) im Rahmen dessen 29 Forschungsteams den gleichen Zusammenhang (nämlich den zwischen Hautfarbe und roten Karten) im gleichen Datensatz untersuchten und zu ziemlich unterschiedlichen Ergebnissen kamen. Auspurg & Brüderl argumentieren: Es lag an der unpräzise formulierten Fragestellung. Sie zeigen: Wenn alle den gleichen, präzisen Zusammenhang untersuchen, ergeben sich auch konsistente(re) Ergebnisse.

Erläuterungen zu Fussball-Positionen, Qualifikation von Schiedrichter:innen, andere Kommentare oder Feedback lasst ihr gern in den Kommentaren für uns!

Hier geht’s noch zum erwähnten FiveThirtyEight-Artikel zur „Credibility Crisis“ der Wissenschaft: https://fivethirtyeight.com/features/science-isnt-broken/

Was ist Raum? (mit Dr. Anna-Barbara Heindl)

Etwas außerhalb des üblichen Rythmus haben wir heute mal wieder eine besondere Folge für euch. Wir haben die fantastische Dr. Anna-Barbara Heindl zu Gast, die uns in die wunderbare Welt der Geographie einführt und uns das Konzept Raum erklärt und warum es sich lohnt, dieses sozialwissenschaftlich zu untersuchen.

Aus dem akademischen Nähkästchen plaudern wir mit Barbara auch. Dabei geht es vor allem darum, wie sie von der Promotion in Geographie zu ihrem Job an der Graduiertenakademie der Leibniz Universität Hannover gekommen ist und was das alles mit ihrem Podcast Methoden:Koffer zu tun hat.

Konföderierte Generäle, Rassismus & Impfstoffherstellung

Diese Woche berichtet Eva von zwei Beiträgen aus der gerade erschienenen Sonderausgabe „Papers & Proceedings“ des American Economic Review. Das Heft gibt Einblick in eine der größten ökonomischen Konferenzen und bildet dabei sehr schön die Bandbreite ökonomischer Forschung ab und dementsprechend bunt sind auch die Themen in dieser Woche.

Erst geht es ausführlicher um den Zusammenhang zwischen US-amerikanischen Straßen, die nach konföderierten Generälen benannt wurden, und Unterschieden in den Arbeitsmarktergebnissen von schwarzen und weißen US-Bürger*innen.

Im Anschluss reden wir noch kurz und relativ oberflächlich über einen Beitrag zur Anreizproblematik in schneller Impfstoffproduktion und was Staaten tun können, um im Ernstfall schnell an Impfstoffe zu kommen.

Hier der Link zum Heft: https://www.aeaweb.org/issues/635

Globale Geschlechterdifferenzen in Präferenzen

In Folge 17 geht es in einer weiteren Auflage der Rubrik „Was ich dich schon immer mal fragen wollte“ um die Frage, wie man eigentlich mit Alltagssexismus (nicht) souverän umgeht. In dem Papier der Woche geht es wieder einmal um Geschlechterunterschiede in Präferenzen. In der ökonomischen Forschung gibt es eine Reihe von Präferenzen, für die ein systematischer Zusammenhang mit ökonomisch relevanten Entscheidungen gezeigt wurde. Ein Beispiel dafür sind etwa Risikopräferenzen, die messen, wie sehr ein Mensch bereit ist, Unsicherheit in Kauf zu nehmen. Für viele dieser ökonomisch relevanten Präferenzen hat sich gezeigt, dass Männer und Frauen sich im Durchschnitt unterscheiden. Das Papier, das wir heute besprechen, geht nun der spannenden Frage nach, ob und in welcher Weise solche Unterschiede mit ökonomischer Entwicklung und institutionalisierter Geschlechtergleichheit in einer Gesellschaft zusammenhängen.

Kulturelle Werte von Geflüchteten

In Folge 16 lassen wir in einer spätösterlichen Aktion die Rubrik „Was ich dich schon immer mal fragen wollte“ auferstehen.

Anschließend sprechen wir über das Papier der Woche, welches sich mit der Frage beschäftigt, ob es Unterschiede in den Einstellungen Geflüchteter Menschen in Deutschland zu Fragen des Säkularismus, der liberalen Demokratie und Geschlechtergleichstellung im Vergleich zur einheimischen Bevölkerung gibt.

Teenager-Töchter und Scheidungsraten

In Folge 15 widmen wir uns einem Papier, dass neue Erkenntnisse liefert über ein in den Sozialwissenschaften schon länger bekanntes Phänomen: Eltern von Töchtern haben ein höheres Scheidungsrisiko als Eltern von Söhnen. Ausgehend von dem Papier besprechen wir mögliche Mechanismen und schauen an, welche den Autoren, ausgehend von ihren empirischen Analysen, am plausibelsten erscheinen. Es zeigt sich, dass innerfamiliäre Konflikte über Geschlechternormen eine bedeutsame Rolle spielen. (Achtung, im Podcast hat sich ein Fehler eingeschlichen, das Papier ist nicht im Journal of Human Resources, sondern im Economic Journal erschienen.)

Im akademischen Nähkästchen geht es in dieser Woche um Interdisziplinarität in Forschung und Lehre.

Der neue Podcast der Hamburg Research Academy (HRA) zum wichtigen Thema Wissenschaftskommunikation heißt „Spread the Word“ und ist ab April überall dort zu hören, wo es Podcasts gibt.

Einkommen und Vermögen über Generationen – Intergenerationale Mobilität

In Folge 14 diskutieren wir ein sehr cooles Papier, das mit Steuerdaten aus der italienischen Stadt Florenz die relativen Einkommens- und Vermögenssituationen von Familien über sage und schreibe 600 Jahre vergleichen kann. Das zugehörige sozialwissenschaftliche Konstrukt, welches sich mit der Frage von Vererbung von Einkommenschancen, Vermögen und Status befasst, heißt intergenerationale Mobilität. Für den Fall Florenz ergibt die Studie, dass selbst über diesen extrem langen Zeitraum ein erkennbarer Zusammenhang zwischen dem Vermögen von Familien im 15. Jahrhundert und dem Vermögen ihrer Nachkommen im Jahr 2011 festzustellen ist.

Im akademischen Nähkästchen updaten wir uns kurz zum gerade zu Ende gehenden digitalen Semester.

Stereotype & Diskriminierung in der Schule

Die wilde 13 ist da! Im un-akademischen Nähkästchen diskutieren wir kurz noch mal, inwieweit wir eigentlich unserem eigenen Anspruch gerecht werden, wissenschaftliche Ergebnisse für Laien aufzubereiten – Dazu freuen wir uns übrigens über euer Feedback! Ist unser Podcast zu nerdig? Zu voraussetzungsvoll? Oder, im Gegenteil, zu basal und deshalb langweilig? Sagt uns gern eure Meinung dazu hier in den Kommentaren oder auf den üblichen Plattformen.

Als Papier der Woche stellt Luise uns ein Working Paper vor, das mit einem Experiment in Italien Vorurteile von Lehrer*innen gegenüber zugewanderten Schüler*innen offenlegt und untersucht, wie man diesen entgegenwirken kann.

Wer den agesprochenen Impliziten Assoziationstest selbst machen möchte, wird hier fündig: https://implicit.harvard.edu/implicit/

Statistische Diskriminierung & Stereotype

Heute gibt es mal wieder eine „klassische“ Folge: Aus dem akademischen Nähkästchen plaudern wir über Geschlechterbias in Lehrevaluationen und im Anschluss stellt uns Eva ein brandaktuelles Forschungspapier von András Tilcsik vor, erschienen in der aktuellen Ausgabe des American Sociological Review.

Der Autor beschäftigt sich darin mit dem Phänomen, dass sozialwissenschaftliche Theorien menschliches Verhalten nicht nur beschreiben, sondern dieses auch beeinflussen können. Anschauungs- und Untersuchungsgegenstand ist die weit verbreitete Theorie der statistischen Diskriminierung. Was diese genau aussagt und unter welchen Umständen ihr Erlernen unerwünschte Effekte haben kann, erläutern wir detailliert im Podcast.

Geschlechterdifferenzen in Wettbewerbsneigung

Zur ersten Folge in 2021 probieren wir mal was neues und berichten von eigener Forschung – Frisch aus der akademischen Backstube. Eva erzählt uns von einer Meta-Studie, die sie zusammen mit Miriam Beblo durchgeführt hat. Darin fassen sie 104 Studien zusammen, die experimentell erforschen, ob, warum und in welchen Kontexten Frauen weniger geneigt sind, in Wettbewerb zu treten, als Männer. Leider gibt es dazu noch kein veröffentlichtes Working Paper, welches man hier verlinken könnte.

Vorher fasst Luise uns noch das Papier zusammen, mit dem diese ganze Forschungsliteratur begonnen hat, ein echter Klassiker der experimentellen ökonomischen Forschung: Niederle & Vesterlund (2007): Do women shy away from competition? Do men compete too much?

Im akademischen Nähkästchen geht es um sich erfüllende Träume.