KI, bias & menschliches Verhalten (mit Dr. Songül Tolan)

Zur Jubiläums-Folge haben wir uns mal wieder einen fantastischen Gast eingeladen: Dr. Songül Tolan berichtet uns von ihrer und anderer Forschung zum Einfluss von KI auf menschliche Entscheidungen und Problemen, die dabei möglicherweise durch Verzerrungen der Algorithmen entstehen. Der Fokus liegt auf Entscheidungsprozessen im Justizwesen.

Hier noch die Links zu allen erwähnten Artikeln & Vorträgen in der Reihenfolge ihres Vorkommens:

Kleinberg et al. 2015: Prediction Policy Problems.

Kay et al. 2015: Unequal Representation and Gender Stereotypes in Image Search Results for Occupations.

Margetts 2019: Rethink government with AI.

Athey 2017: Beyond prediction: Using big data for policy problems.

Crawford 2017: The Trouble with Bias.

Forschung von Kate McCurdy (University of Edinburgh, Babbel) zum Gender Bias in automatischer Übersetzung.

Angwin et al. 2016: Machine Bias (ProPublica).

Miron et al. 2020: Evaluating causes of algorithmic bias in juvenile criminal recidivism.

Kleinberg et al. 2018: Human Decisions and Machine Predictions.

Stevenson & Doleac 2019: Algorithmic Risk Assessment in the Hands of Humans.

Online Dating & Partner*innenwahl

Diese Woche besprechen wir ein Forschungspapier von Soohyung Lee, die mit koreanischen Daten überprüft, wie sich Online-Dating auf die Eigenschaften von Ehepartner*innen auswirkt. Wenn das Internet die Zahl möglicher Dating-Partner*innen erhöht und damit die Chance vergrößert, jemanden zu finden, die oder der genau den individuellen Wünschen entspricht, würde man annehmen, dass es systematische Unterschiede zwischen Paaren gibt, die sich online bzw. offline kennengelernt haben und genau das stellt die Autorin auch fest.

Im akademischen Nähkästchen plaudern wir diese Woche über den Weg von der studentischen Hilfskraft zur Doktorandin.

Sexuelle Belästigung und geschlechtstypische Berufswahl

In dieser Folge gibt es Arbeitsmarkttheorie satt, verbunden mit spannender empirischer Forschung. Luise stellt uns heute ein spannendes Working Paper von Johanna Rickne und Olle Folke aus Schweden vor, in dem der Zusammenhang zwischen sexueller Belästigung und der sogenannten beruflichen Geschlechterseggregation erörtert wird, also dem Phänomen, dass Frauen und Männer häufig in sehr unterschiedlichen Berufen tätig sind.

Im akademischen Nähkästchen geht es diese Woche um produktives Prokrastinieren.

Frauen in der Politikberatung

In dieser Folge erfüllen wir einen Hörerinnen-Wunsch (naja, zumindest fast – Sorry!) und sprechen über das FAZ Ökonom*innen-Ranking, Wissenschaftlerinnen in den Medien und Frauen in der Politikberatung. Schön anschaulich und kompakt stellen das Denise Barth und Katharina Wrohlich (2020) in diesem DIW Wochenbericht dar.

Hier ist das Ranking der FAZ und hier der Twitter-Thread von Marcel Fratzscher zum Thema.

Gender gaps in Beförderung: Die Rolle von Anerkennung für individuelle Leistung im Team

In nahezu allen Berufen wird der Anteil von Frauen auf höheren Hierarchiestufen immer geringer, unter anderem, weil Frauen seltener befördert werden als Männer. Warum ist das so? In der heutigen Folge beleuchten wir einen möglichen Grund dafür: Erhalten Frauen weniger Anerkennung für ihren Beitrag zu Teamarbeit als Männer? Evidenz dafür liefert ein brandaktuelles Papier von Heather Sarsons, Klarita Gërxhani, Ernesto Reuben, und Arthur Schram. Anhand der Lebensläufe von gut 600 Assistenzprofessor*innen in den USA untersuchen sie, wie sich die wissenschaftlichen Veröffentlichungen von Männern und Frauen auf die Wahrscheinlichkeit auswirkt, befördert zu werden und eine Professur auf Lebenszeit zu erhalten. Vor allem fragen sie: Wird Leistung im Team, d.h. Veröffentlichung in Koautorenschaft statt als Einzelautor*in, für Männer höher anerkannt als für Frauen? Die Lebenslaufdaten ermöglichen es, andere relevante Faktoren, wie Anzahl und Qualität aller veröffentlichen Papiere, konstant zu halten und zu vergleichen, um wieviel eine zusätzliche Forschungsarbeit in Koautorenschaft die Beförderungswahrscheinlichkeit von Männern im Vergleich zu Frauen erhöht. Die Ergebnisse sind aus Sicht von jungen Forscherinnen deprimierend, werden aber in zwei zusätzlichen verhaltensökonomischen Experimenten unter kontrollierten Bedingungen bestätigt.

Das akademische Nähkästchen nutzen wir diese Woche ganz ökonomisch um in die Thematik einzuführen und besprechen, wie und warum Forscherinnen und Forscher ihre Arbeit in wissenschaftlichen Journals veröffentlichen.

Am Ende führen wir noch unsere neue Rubrik ein: Was ich dich schon immer mal fragen wollte. Viel Spaß beim Hören und lasst uns wie immer gerne Feedback da!

Heather Sarsons, Klarita Gërxhani, Ernesto Reuben, and Arthur Schram (forthcoming). Gender Differences in Recognition for Group Work. Journal of Political Economy, https://drive.google.com/file/d/1PUFdQAgmKcHK1NXm-bQKUNdn-oo_cGr5/view

Geschlechterdiskriminierung & Migration

Es ist Zeit für echte Herzensthemen und deshalb geht es heute um Gender UND Migration. Das Forschungspapier der Woche widmet sich also dem Zusammenhang zwischen Frauendiskriminierung und weiblicher Migration. Theoretisch könnte Diskriminierung Frauen sowohl in die Migration treiben als auch davon abhalten und Ilse Ruyssen & Sara Salomone (2018) gehen mit einem riesigen globalen Umfragedatensatz der Frage nach, welcher der beiden Zusammenhänge dominiert. Das finden wir spannend, weil die Frage bisher eher aus einer makro-ökonomischen Perspektive beleuchtet wurde, und die individuelle Perspektive neue, interessante Erkenntnisse zu Tage fördert. Außerdem haben wir natürlich wie immer viele Fragen.

Aus dem akademischen Nähkästchen plaudern wir dieses Mal über Lehre und Hochschuldidaktik.

Hört gern rein und lasst uns wie immer gern Kommentare und Meinungen da.

Für alle, die es noch nicht mitbekommen haben: Wir sind seit ein paar Woche auf auf Spotify zu finden und zu hören:

https://open.spotify.com/show/7H1eqAuVLD5iCOHRpHDgaU?si=XJMwLRkbRomeILt_CmFVuA

Gewalt & Ökonomische Aktivität

Nach unserer unfreiwilligen Sommerpause sind wir rechtzeitig zur Hitzewelle zurück mit einem Forschungspapier jenseits der Perspektive weißer älterer Männer: Lisa D. Cook forscht (unter anderem) zum Einfluss von rassistischer Gewalt auf die ökonomische Aktivität von Afro-Amerikaner*innen zwischen 1870 und 1940. Es dauerte absurde 10 Jahre dieses Papier in einem ökonomischen Journal zu veröffentlichen. In einem Twitter-Thread beschrieb die Autorin kürzlich einige der empathie- und geschmacklosen Kommentare, die sie von Gutachter*innen dazu erhielt und wie sie im Prozess der Veröffentlichung die ganze Disziplin in Afro-amerikanischer Geschichte unterrichten musste: https://twitter.com/drlisadcook/status/1266861511387107328

Sind weibliche Herrscherinnen friedlicher als männliche?

Was haben Beyoncé, Cate Blanchet, Mary Tudor und Cercei Lannister gemeinsam? Sie sind (oder waren) Königinnen (Blanchet in Shekhar Kapurs „Elizabeth“ von 1998).

Im heutigen Podcast widmen wir uns der Frage, ob Königinnen und Könige unterschiedlich wahrscheinlich in Kriege verwickelt sind und besprechen „Queens“ von Oeindrila Dube und S.P. Harish, erschienen in der Juni-Ausgabe des Journal of Political Economy, die dieser Frage mit historischen Daten zu europäischen Herrscherinnen und Herrschern zwischen dem 15ten und dem 20ten Jahrhundert nachgehen.

Das kurz erwähnte Forschungspapier zu Geschlechterunterschieden im Führungsstil kontemporärer politischer Entscheidungsträger*innen findet ihr hier:

Koch, Michael T., and Sarah A. Fulton. 2011. “In the Defense of Women: Gender, Office Holding, and National Security Policy in Established Democracies.” The Journal of Politics 73 (1): 1–16.

Das akademische Nähkästchen ist etwas länger geworden und dreht sich um eine Twitter-Kontroverse.

Wie immer freuen wir uns über Rückmeldungen aller Art.

Die Gefahren von Fake News & Fatalismus in der Pandemie

In dieser Folge diskutieren wir, welchen Beitrag gezielte Aufklärung über das Corona Virus zur Eindämmung der Pandemie leisten. Dazu besprechen wir zwei aktuelle ökonomische Studien. Die erste Studie (Bursztyn et al.) zeigt, dass mangelnde bzw. verharmlosende und irreführende Berichterstattung—à la „die Grippewelle XYZ war viel tödlicher“—im wahrsten Sinne des Wortes fatale Konsequenzen haben kann. Die Ergebnisse der zweiten Studie (Akesson et al.) deuten allerdings auch darauf hin, dass das reine Herausstellen der Gefährlichkeit des Virus auch unerwünschte Nebeneffekte haben kann, dann nämlich, wenn es in Menschen die Wahrnehmung weckt, sie könnten durch Einhalten von Gesundheitsmaßnahmen kaum eine Ansteckung verhindern (der „Fatalismus-Effekt“). In der Folge diskutieren wir Methoden und Ergebnisse der Studien im Detail.

Außerdem führen wir eine neue Rubrik ein: Aus dem „Akademischen Nähkästchen“ plaudern wir über Vor- und Nachteile von virtuellen Konferenzen.

Auch zu dieser Folge freuen wir uns wieder über Feedback. Schreibt uns hier in die Kommentare, oder kontaktiert uns bei Facebook (@herzkopfen) oder Twitter (@herzkopft). Und sagt’s gerne weiter, wenn es euch gefällt!

Links zu den in der Sendung besprochenen Quellen:

Leonardo Bursztyn, Aakaash Rao, Christopher Roth, David Yanagizawa-Drott (2020), Misinformation during a Pandemic. Becker Friedman Institute for Economics Working Paper No. 2020-44.

Jesper Akesson, Sam Ashworth-Hayes, Robert Hahn, Robert D. Metcalfe, Itzhak Rasooly (2020), Fatalism, Beliefs, and Behaviors During the COVID-19 Pandemic. NBER Working Paper No. 27245.

Was hinter der Anti-Drosten-Kampagne von Julian Reichelt steckt, Benjamin Reuter im Tagesspiegel vom 30.05.2020

Lehren aus COVID-19 für Familien- und Arbeitspolitik (mit Prof. Dr. Miriam Beblo)

Wir bringen diese Woche zu Ende was wir in Folge 0 angefangen haben und beenden unsere Diskussion der Wirkung der COVID-19 Pandemie auf weibliche Erwerbstätigkeit und Geschlechternormen. Außerdem haben wir Prof. Dr. Miriam Beblo zu Gast, die die Diskussion mit ihrer Expertinnen-Perspektive zu Implikationen für die Familien- und Arbeitspolitik bereichert.

Wir freuen uns immer noch über Feedback.

Links:

Almudena & Smith (2020), Baby Steps: The Gender Division of Childcare during the COVID-19 Pandemic. IZA DP No. 13302.

Fuchs-Schündeln, Kuhn & Tertilt (2020), The short-run macro implications of school and childcare closures.